Die Aussicht auf die nächsten Jahre ist denkbar schlecht: Kleinere Klassengrößen, zwei Lehrkräfte pro Raum und eine Vielfalt in den Wahlfächern angeboten wird es wohl oft nicht geben, denn in bestimmten Fächern und Regionen droht ein eklatanter Engpass bei den Lehrern. Es werden deutlich weniger Lehrer ausgebildet als gebraucht werden. Die Krise wirkt sich regional unterschiedlich stark aus, manche Fächer sind stärker betroffen als andere, in manchen gibt es dagegen sogar einen Überhang. Man versucht, mit Mehrdienstleistungen, Sonderverträgen und sogar aus der Pension zurückgeholten Pädagogen krasse Engpässe abzufangen, doch das Problem bedarf eindeutig größerer, weiter reichender Strategien.
Im Wintersemester 2021/22 waren knapp 18.600 Personen für ein Lehramtsstudium Sekundarstufe inskribiert. Rund 80 Prozent waren prüfungsaktiv, haben also ausreichend ECTS-Punkte erreicht. Die Dropout-Quote lag nach vier Semestern bei 36 Prozent. Deutlich weniger, nämlich 12 Prozent, beträgt die Dropout-Quote bei Volksschullehrern. 2021/22 gab es 7.400 Studierende, wovon sogar 97 bis 99 Prozent prüfungsaktiv waren.
Woran liegt das mangelnde Interesse und wie können junge Menschen davon überzeugt werden, dass der Lehrberuf besonders lohnend und schön ist? Medienberichte, wonach Lehrer und Direktoren von der erforderlichen Bürokratie genervt sind, teils große Probleme mit der Disziplin, verhaltensoriginellen Kindern, aber auch mit der Einmischung von Eltern haben und verstärkt psychische Probleme bei Kindern orten, beeinflussen die Stimmung nicht gerade positiv. Die Entwicklungsschere, die sich aufgrund höchst unterschiedlicher vorschulischer Bildung und durch sehr unregelmäßige Kindergartenbesuche während der Corona-Pandemie aufgetan hat, tut noch ihres dazu. Kein Wunder, dass junge Menschen sich die Arbeit mit Kindern oft nicht mehr zutrauen.