Als Samira im Sommer 2021 aus Afghanistan nach Österreich kam, verstand sie kein Wort. In der Notunterkunft im niederösterreichischen Traiskirchen lernte sie ihr erstes deutsches Wort: „Wasser“. Dann folgten „Essen“, „Weg“ und „Schule“. Heute, vier Jahre später, sitzt die 19-Jährige im Klassenzimmer eines Wiener Berufsschulzentrums und schreibt an ihrem ersten Bewerbungsschreiben – auf Deutsch. „Es war schwer. Am Anfang habe ich oft geweint, weil ich nichts verstanden habe. Aber meine Lehrerin hat immer gesagt: Du schaffst das!“
Heute weiß Samira, dass ihre Lehrerin recht hatte. Sie hat nicht nur ihr Bewerbungs-schreiben geschafft, sondern ein neues Leben begonnen – mit Hoffnung, Zielstrebigkeit und einer Sprache, die ihr einst fremd war. „Ich will arbeiten, etwas zurückgeben, selbst-ständig sein“, sagt sie. „Deutsch hat mir dabei geholfen, mich hier zu Hause zu fühlen.“ Ihr Weg zeigt eindrucksvoll, was Sprache leisten kann – wenn sie gelehrt, gelernt und gelebt wird.
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Deutsch ist keine einfache Sprache. Drei Artikel, vier Fälle, starke und schwache Verben, unterschiedliche Konjugationen – da kann einem schon mal der Kopf rauchen. Und dennoch: Die Nachfrage nach Deutschkursen ist in Österreich seit Jahren hoch und steigt laufend weiter. Wer hier arbeiten, studieren oder sich verständigen will, braucht Deutschkenntnisse. Und zwar oft schneller, als es einem lieb ist.
„Die Nachfrage nach Deutschkursen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen“, bestätigt etwa Konstantin Bank, Sprecher des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Mit rund 67.500 Kursplätzen stellte der ÖIF im Vorjahr so viele Deutschkursplätze wie noch nie zuvor zur Verfügung. „Aktuell bilden ukrainische Vertriebene und Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte die beiden größten Teilnehmergruppen“, erklärt Bank, „Allein 2025 entfallen bereits 41 Prozent der Kursplätze auf Vertriebene, während Asylberechtigte rund 37 Prozent ausmachen.“