Der britische Ökonom John Maynard Keynes hat schon im Jahr 1930 vorhergesagt, dass die Menschen im Jahre 2030 nur mehr 15 Stunden pro Woche arbeiten werden. Damit liegt er gut im Trend, denn Arbeitszeitverkürzung, 4-Tage-Woche und Work-Life-Balance ist in aller Munde. Da hat es die Industriellenvereinigung (IV) mit ihrer aktuellen Idee nicht leicht: Sie fordert eine Arbeitszeitverlängerung auf 41 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich. „Angesichts des sich weiter zuspitzenden Arbeits- und Fachkräftemangels sowie der steigenden Kosten für den Sozialstaat ist es angebracht, über die Erhöhung des Arbeitsvolumens nachzudenken“, heißt es aus der IV. Als gutes Beispiel wird etwa die Schweiz genannt, wo die durchschnittlich tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit bei in Vollzeit 42,7 Stunden beträgt.
Kritik an dem Vorschlag ließ nicht lange auf sich warten und kam vom Gewerkschaftsbund und der SPÖ. Hingegen plädiert auch Verfassungs- und Europaministerin Mag. Karoline Edtstadler für mehr Arbeitsstunden: „Wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen, müssen wir mehr als weniger arbeiten.“ Sie zielt dabei aber vorrangig auf die Teilzeitkräfte ab und nicht auf eine Ausweitung der Vollarbeitszeit. Österreich hat die zweithöchste Teilzeitquote in der EU, nur in den Niederlanden gibt es mehr Teilzeitbeschäftigte als hierzulande. In Österreich arbeitet die Hälfte der erwerbstätigen Frauen Teilzeit, während es in der EU bloß 29 % sind. Durch den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen soll Vollzeitarbeit für Frauen wieder attraktiver werden.