Das Verwaltungsgebäude der Wiener Müllentsorgung MA48 hat schon vor mehr als 10 Jahren gezeigt, wie es gelingen kann, mehr Grün statt Grau in die Stadt zu bringen. Ein 60er-Jahre-Ziegelbau ohne Wärmedämmung wurde im Zuge eines Sanierungsverfahrens mit einer fassadengebundenen Begrünung auf 850 qm ausgestattet und galt damals als größte Grünfassade Europas. Pflanzentröge aus Aluminium beherbergen dort bis heute rund 17.000 Pflanzen, vor allem Stauden, Gräser und Kräuter wie die Immergrüne Schleifenblume, Blaugräser, Katzenminze, Federnelken oder Schafgarbe und Thymian. Die Pflanzen werden zwischen 15 und 60 cm hoch und über 3.500 Laufmeter Tropfschläuche bewässert.
Von der Müllabfuhr zum Flakturm. Wissenschaftlich begleitet wurde das Pilotprojekt damals von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Die Forscher beobachten mikroklimatische Auswirkungen wie Lufttemperatur- und Feuchte vor, in und hinter der Fassade, Bodenfeuchte und abgestrahlte Wärme, weiters den Wasserhaushalt, die bauphysikalische Wirkung und den Biomasseaufbau.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Fassadenbegrünung erbringt die Transpirationsleistung und Sauerstoffproduktion von etwa 45 Klimakühlgeräten mit acht Stunden Betriebsdauer und einer Leistung von 3.000 Watt. Weitere Projekte in Wien zogen nach, wie etwa das Behälterlogistikzentrum mit ca. 500 qm extensiver Dachbegrünung, der Mistplatz in Stammersdorf mit 200 qm Gründach und das „House of Mist“ mit einer Dachbegrünung von etwa 300 qm sowie noch einmal halb so viele Quadratmeter an der Fassade. Aber auch andere Gebäude in der Bundeshauptstadt folgten dem Beispiel der Müllabfuhr – jährlich sollen es zehn weitere Fassaden und Dächer öffentlicher Gebäude werden. So steht etwa die Fassade des U-Bahn-Gebäudes Spittelau oder des Haus des Meeres ganz im Zeichen von „grün statt grau“.