Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Roman, ist jedoch längst Wirklichkeit: der digitale Zwilling. Es ist das „virtuelle Abbild“ eines realen Objekts – in diesem Fall von einem Menschen - und umfasst medizinische Daten wie Laborwerte, Genomanalysen, MRT-Bilder oder Informationen über frühere Erkrankungen. Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI), maschinellen Lernens und komplexer Simulationen bildet der digitale Zwilling die körperlichen Prozesse eines Menschen möglichst exakt ab und kann so auch ein virtuelles Spiegelbild des jeweiligen Gesundheitszustandes herstellen und die Veränderungen bei Krankheit und bestimmten Behandlungen.
Ein Zwilling mit vielen Möglichkeiten. Die Idee des digitalen Zwillings stammt ursprünglich aus der Industrie: Dort werden beispielsweise digitale Abbilder von Flugzeugen oder Maschinen erstellt, um Belastungen zu simulieren oder Wartungsbedarf frühzeitig zu erkennen. In der Medizin verfolgt man nun ein ähnliches Ziel: Man möchte Krankheitsverläufe besser verstehen, Risiken frühzeitig erkennen und Therapien maßgeschneidert entwickeln.
Das System kann etwa eingesetzt werden zur frühen Diagnose, indem durch die kontinuierliche Analyse der Gesundheitsdaten ein digitaler Zwilling schon kleinste Abweichungen erkennt, oft noch bevor sich Symptome zeigen. In der Therapieplanung kann das virtuelle System zeigen, welche Medikamente bei einem bestimmten Patienten am besten wirken oder auch nicht. So kann der digitale Zwilling Therapien simulieren und vorhersagen, welche am erfolgversprechendsten sind – bei möglichst geringen Nebenwirkungen.