In den 70er-Jahren schien das Schicksal des Waldes besiegelt, denn ein Massensterben durch sauren Regen wurde prognostiziert. Der Slogan „Wenn der Wald stirbt, stirbt der Mensch“ trieb Aktivisten auf die Straße und zeichnete ein deutliches Bild. Heute lebt der Wald noch, die kollektive Angst war zu einem Teil nur ein Medienhype. Viele Parallelen zum „Hausärztesterben“ lassen sich hier finden: Ohne Hausarzt keine Gesundheitsversorgung, „stirbt der Allgemeinmediziner, stirbt der Mensch“?
In regelmäßigen Abständen, und das schon seit Jahrzehnten, warnen Vertreter der Gesundheitsbranche, dass der Hausarzt aussterben wird. Vielleicht wird es den Hausärzten gehen wie dem Wald und sie sind künftig immer noch da. Vielleicht werden wir uns aber auch die Frage stellen müssen, warum niemand die Warnungen ernst genommen hat.
Wer fehlt wo? Insgesamt hat Österreich im internationalen Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Ärztedichte. Mit 535 Ärzten pro 100.000 Einwohner nehmen wir vor Norwegen und Spanien in Europa einen Spitzenplatz ein, während Ungarn mit 314 Ärzten das Schlusslicht bildet. Der OECD-Durchschnitt liegt bei etwa 350 Ärzten pro 100.000 Einwohner. Laut Ärztekammer wird dabei jedoch nicht berücksichtigt, dass etwa ein Drittel der Ärzte in Österreich nur Teilzeit beschäftigt ist. Glaubt man den Prognosen, dann wird dieser Anteil möglicherweise noch weiter steigen.
Konkret fehlen laut Österreichischer Ärztekammer derzeit rund 176 Allgemeinmediziner und 124 Fachärzte in ganz Österreich. Die Lücken sind dabei aber sehr unterschiedlich ausgeprägt: Während in Kärnten nur ein Allgemeinmediziner fehlt, sind es in Wien 57. Fachärzte fehlen in Salzburg vier, in Niederösterreich hingegen 32. Besonders prekär ist die Lage bei Augen- und Kinderärzten sowie Fachärzten für Frauenheilkunde, aber auch Dermatologen, Lungenfachärzte und Psychiater fehlen.