Der Arbeitsmarkt in Österreich ist wieder einmal im Wandel: So beginnt angesichts der Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer allmählich das Pensionsalter erreichen, eine riesige Pensionierungswelle zu rollen. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2040 mehr als jeder Dritte der rund 3,9 Millionen unselbständig Beschäftigten in Pension geht. Die nachfolgenden geburtenschwächeren Jahrgänge können diese fehlenden Arbeitskräfte nicht vollständig ersetzen. Dazu kommt der Trend zur Teilzeit: Lag die durchschnittliche Wochenarbeitszeit vor 20 Jahren noch bei 36 Stunden, so sind es aktuell nur noch 30 Stunden.
Aktiv auf die Suche gehen
Die Entwicklung wirft ihre Schatten voraus: Bereits jetzt kann so manches Unternehmen trotz aktuell steigender Arbeitslosenzahlen offene Stellen, und zwar nicht mehr nur im Fachkräftebereich, nicht besetzen. Beim nächsten Konjunkturaufschwung wird sich diese Entwicklung weiter verschärfen. „Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt entwickelt“, sagt dazu Corina Staniek von Stepstone Österreich. Daran ändert zumindest in manchen Bereichen auch die seit zwei Jahren andauernde Rezession nur wenig.
Das spiegelt sich im Recruiting wider, denn die Zeiten, in denen ein Inserat geschaltet, auf Kandidaten gewartet und aus diesen der Passendste herausgefiltert wurde, sind in vielen Branchen vorbei. „Aktuell sehen wir zwar, dass aufgrund der wirtschaftlichen Dämpfung und eines dadurch weniger stark spürbaren Fachkräftemangels Active Search in den meisten Berufsgruppen nicht mehr so stark im Zentrum steht“, so Staniek.
Doch spätestens beim Aufschwung ist eine proaktive Vorgehensweise wieder gefragt. Das gilt übrigens auch für das Tempo: „Es muss schneller auf Bewerbungen reagiert werden, da Kandidaten oft mehrere Angebote gleichzeitig prüfen“, sagt Thomas Reif, MA, Teamleiter Human Resources und Personalentwicklung beim Baukonzern Leyrer + Graf.