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Qualitätssiegel oder Etikettenschwindel?

Immer öfter werden Ausbildungen mit einem Zertifikat abgeschlossen. Eine Qualitätsgarantie ist dieses jedoch per se nicht.

Zeugnis, Diplom oder doch Zertifikat? Immer öfter entscheiden sich Ausbildungsanbieter aus den verschiedensten Bereichen für die dritte Variante. „Es gibt tatsächlich einen Boom bei Zertifikatsausbildungen“, bestätigt Mag. Bernhard Horak von der Abteilung für Lehrausbildung und Bildungspolitik der AK Wien. Angeboten werden sie quer durch alle Ebenen: Universitäten und Fachhochschulen wie etwa das Postgraduate Center der Universität Wien, das MCI Innsbruck oder die Joanneum Academy der FH Joanneum setzen ebenso auf Zertifikatslehrgänge und -kurse wie BFI, WIFI, das Bildungsunternehmen der Landwirtschaftskammer LFI und sehr viele private Anbieter. Die Inhalte reichen von Gesundheit über Bildung, Soziales und Management bis zu angewandter Informatik.

Begriff nicht geschützt. Dr. Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich, hat mit der inflationären Verwendung des Begriffs „Zertifikat“ eher wenig Freude: „Das Zertifikat wird dadurch entwertet.“ Nicht zuletzt auch deshalb, da so mancher Anbieter damit den Kunden möglicherweise suggerieren wolle, dass es sich um eine höherwertige Ausbildung handle. „Leider ist das oft Etikettenschwindel“, kritisiert Sturm. Denn ein Zertifikat als Abschluss sagt über die Qualität der Aus- oder Weiterbildung nichts aus. Der springende Punkt sei nämlich, so Horak und Sturm, dass der Begriff „Zertifikat“ genauso wie „Diplom“ im Prinzip nicht geschützt sei. „Das heißt somit einerseits, dass jeder Anbieter ein Zertifikat ausstellen kann. Andererseits kann sich dahinter alles, von der bloßen Anwesenheitsbestätigung bis zum echten Zeugnis verbergen“, erklärt Horak. Nur sogenannte Personenzertifikate seien streng geregelt. „Diese müssen von einer staatlich bewilligten Personenzertifizierungsstelle basierend auf einer Norm ausgestellt werden“, so Sturm.

Mit dem einmaligen Erwerb des Personenzertifikats, die unter anderem für Schweiß- und Kältetechnik, Gebäudetechnik, Arbeitssicherheit, Brandschutz, Lebensmittelsicherheit, IT und Datensicherheit, Hygienemanagement oder für verschiedene Aufgaben im Gesundheitswesen etwa beim Risiko- oder Qualitätsmanagement gibt, ist es meist nicht getan, viele davon verpflichten darüber hinaus zu laufender Weiterbildung und Praxisnachweisen.

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