Politische Skandale waren immer schon der Gradmesser für den Zustand einer Nation und da kann Österreich mit einer Reihe herausragender Beispiele von mehr oder weniger großer Tragweite aufwarten. Über das Vordrängeln bei der Impfung bis hin zur Ibiza-Affäre muss man sich über den Zustand des Landes nicht weiter wundern, denn es gilt: Der Fisch stinkt immer vom Kopf. Wer in einer Hierarchie weit oben ist, hat Macht und die macht leicht korrupt.
Zudem sind Österreicher geschickt im Durchlavieren und dem Ausnutzen von Grauzonen, derer es ausreichend gibt. Wer als Bürger aktuell versucht, etwa den Verhandlungen zum Finanzausgleich folgen zu wollen, stößt auf eine derart undurchsichtige Vernetzung mit viel Heimlichtuerei und Ausnahmen von zahlreichen manchmal auch wenig zeitgemäßen Regeln. Die Beispiele ließen sich fortsetzen – oder wissen Sie etwa, wer die Patienteninteressen in der Bundeszielsteuerungskommission vertritt, nach welchen Vorgaben in der Heilmittelevaluierungskommission Entscheidungen getroffen werden oder gar, dass uns ein Epidemiegesetz aus dem Jahr 1950 durch die Pandemie begleitet hat?
Dass angesichts dieser Entwicklung heutzutage kaum noch jemand gerne Politiker werden will, ist angesichts dieser Entwicklung wenig verwunderlich. Dazu kommt, dass die Anforderungen steigen und das Ansehen sinkt. So sollte ein heimischer Bürgermeister vom Baurechtsexperten über Schule und Bildung bis hin zum Gesundheitswesen sowie Finanzen plus Controlling und natürlich einem angeborenen Kommunikationstalent enorm viel Fachwissen in praktisch allen Belangen einer Gemeindeverwaltung mitbringen. Im Gegenzug dazu ist die Entlohnung – je nach Bundesland und Gemeinde – nicht unbedingt berauschend, die soziale Absicherung fehlt. Für das Engagement nahe am Bürger, und damit eigentlich rund um die Uhr, erntet man zunehmend Kritik bis hin zu ausgewachsenem Hass auf sozialen Medien – ein Umfeld, in dem in der Privatwirtschaft kaum jemand gerne arbeiten würden.