Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat messbar größere Spuren bei der mentalen Gesundheit bei Menschen in Europa angerichtet als die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 und der Corona-Lockdown im Jahr 2020. Das ist das Ergebnis einer Studie eines internationalen Forscherteams unter der Leitung der Psychologen Julian Scharbert, MSc. und Univ.-Prof. Dr. Mitja Back von der Abteilung Psychologie an der Universität Münster.
Der Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine vor zwei Jahren habe verbreitet zu einem kollektiven Einbruch des Wohlbefindens geführt, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, politischer Orientierung oder sonstigen Eigenschaften der befragten Personen, sind sich die Forscher einig.
Die von Ende 2021 bis Sommer 2022 durchgeführte Studie ermöglichte eine Untersuchung der täglichen Stimmungsverläufe in den Wochen des Kriegsausbruchs. „Normalerweise ist es nicht möglich, derart einschneidende Ereignisse in einem präzisen Zeitfenster bei gleichzeitiger geografischer Breite zu untersuchen“, sagte Back. Die Daten sind demnach einzigartig und zeigen, dass die Menschen in Europa im Vergleich zum Rest der Welt ein deutlich niedrigeres Wohlbefinden hatten.
„Dabei gab es keinen direkten Zusammenhang zwischen starker Betroffenheit und aktiver Solidarität wie Spendenbereitschaft oder Teilnahme an Demonstrationen. Wenn der Krieg in der Ukraine in den sozialen Medien besonders stark präsent war, gab es eine durchschnittlich schlechtere mentale Verfassung bei den Befragten“, führt Back weiter aus. Neben den offensichtlichen Folgen des Krieges wie Flucht oder unterbrochenen Versorgungsketten gibt es eine weniger offensichtliche Dimension.